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10. Juli 2022

Der Tag eines Ukrainers aus Kassel

Es ist Samstag. Du machst dich auf den Weg zur Arbeit. Muss eigentlich nicht, aber dein Gewissen schiebt dich dahin. In den tatsächlichen Arbeitstagen, zwischen dienstlichen Aufgaben, diese Woche waren: Wohnungsbesichtigung mit den Verwandten (die als Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine momentan in Kassel sind), Kümmern um den Deutsch-Sprachkurs für desselben, Begleiten einer nicht verwandten aber am Herzen naheliegenden ukrainischen Familie zum Arzt (wieder die Frage der Sprache...), Besuch zu St. Joseph weil ein LKW beladen werden musste und die Kleidung vorsortiert werden musste... Die ukrainische Kundgebung für Frieden und gegen Krieg in Europa zählt nicht ganz dazu. Sie wurde am Freitagabend organisiert und kostete keine Arbeitszeit, sondern eher seelischen Kräften, an all die Schrecken den russischen Angriffskrieg noch Mal zu erinnern.

Und wie klappt es in stillem Büro und fast leblosem Gebäude am Samstag zu arbeiten? Trotz all die guten Voraussetzungen schlecht. Twitter liefert nicht nur relevante für die (wissenschaftliche) Arbeit Meldungen, sondern berichtet von neuen Raketenangriffen auf die Heimatstadt Charkiw im Osten der Ukraine. Und dann noch... dass ein Bekannter aus Kyiw, seid 24.02.2022 ukrainischer Soldat, im Osten der Ukraine getötet wurde. Seine Familienangehörige haben sich nur vor Paar Tagen vorsichtig gefreut, dass er sich mit Kameraden aus Lyssytschansk (Luhansk Region) retten konnte. Du kannst nicht aushalten an seine Familie zu denken. Du bist mit ihm und seiner Frau, im Rahmen einer Dienstreise, vor 10 Jahren ein Paar Tausend Kilometer zusammen gefahren. Du hast seine große Liebe zu Heimat und Gerechtigkeit gesehen und wurdest selber in diesem Aspekt "verbessert". Unsere Kinder sind fast im gleichen Alter. Im September wäre er 34, wie ich jetzt. Möge er in Frieden ruhen.

Wenn auch bei der Arbeit am Samstag wenig erledigt wurde, ist es Zeit sich nachhause zu schicken. Samstagabend und Sonntag werden ohne Twitter, Facebook, Telegram und Co. verbracht. Du und Familie haben es verdient."

Danke, Oleksandr.

Glauben Sie an die Zufälligkeit der Geburt? Was, wenn Sie nicht an ihrem Geburtsort, sondern hinter der nächsten Landesgrenze geboren worden wären? Oder ganz wo anders. Senegal, Nordkorea, Schweden? Ist es denn ein Verdienst, in Land X zur Welt zu kommen? Was, wenn ich nicht in Kassel geboren worden wäre, sondern in Lyssytschansk? Viele Gedanken, viele Fragen, keine Antworten. Ich weiß nur, dass ich mich nicht so fühle, als ginge mich das alles nichts an, was in der Ukraine passiert.

Malteser Hilfsdienst e.V.
Dienststelle Kassel

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(Kirchort St. Joseph)

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Flüchtlingshilfe

Rechtliches

 

 

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